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Artemisia Gentileschi (1593-1654)

Vor ein paar Jahren ist mir diese Künstlerin untergekommen. Artemisia Gentileschi war eine der bekanntesten Barockmalerinnen. Barock ist so gar nicht mein Stil. Aber ihre Geschichte hat mich nicht losgelassen. In einer Zeit, in der es für Frauen kaum vorstellbar war, erhält sie eine Ausbildung als Malerin. Und: als junges Mädchen wird sie von ihrem Zeichenlehrer vergewaltigt. Ganz ungewöhnlich für diese Zeit: Es kommt zur Anklage, Prozess und Urteil. Der Prozess bedeutete aber für sie die Befragung unter der Folter und das Urteil für den Täter bestand in der Verbannung aus Rom. 

Im Gegensatz zu den wenigen anderen malenden Frauen ihrer Zeit beschränkt sich Artemisia nicht auf Stillleben und Landschaften – sie malt Historiengemälde und biblische Szenen. Oft verleiht sie den Figuren ihre eigenen Gesichtszüge. Sie spielt mit Licht, malt sehr realistisch. Besonders deutlich wird das an dem Bild „Judith und Holofernes“ – in dem Judith dem General Holofernes den Kopf abschneidet. Judith trägt in diesem Bild das Gesicht von Artemisia, Holofernes sieht aus wie Agostino Tassi, der Mann, der sie vergewaltigt hat. 

Artemisia Gentileschi war in ihrer Zeit sehr berühmt – aber danach ist sie im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen fast in Vergessenheit geraten. 

Die erste moderne Zusammenschau ihrer Bilder hat erst 2021 in London stattgefunden. 

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