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Zur Lage von Frauen in Afghanistan

Brief des Diözesanvorstandes an Bundesaußenminister Heiko Maas am 8. Sept. 2021

Sehr geehrter Herr Bundesaußenminister Maas,

wir möchten uns heute mit einem besonderen Anliegen an Sie wenden.

Mit großer Sorge betrachten wir die Lage von Frauen in Afghanistan. Die in den letzten 20 Jahren erreichten Rechte auch für Frauen sehen wir in großer Gefahr. Viele Frauen befürchten, dass die Taliban wieder Regeln einführen wie während des Regimes zwischen 1996 und 2001. Damals durften Frauen nicht arbeiten, nur noch verschleiert und in männlicher Begleitung das Haus verlassen, dabei nicht laut sprechen oder lachen. Frauen und Mädchen waren von Bildung ausgeschlossen.
Gleichzeitig sehen wir aber auch den unglaublichen Mut und den Kampfeswillen der Frauen, sich für ihre Rechte einzusetzen und Widerstand zu leisten. Die mutigen Proteste von Frauen in Kabul zeigen selbstbewusste, gebildete und entschlossene Frauen. Sehr eindrücklich sind da Plakate mit Aufschriften wie „Wir sind nicht mehr die Frauen von vor 20 Jahren“ oder „Gleichheit – Gerechtigkeit – Demokratie“.
Die ersten Regelwerke der Taliban lassen uns befürchten, dass die Frauen wieder die großen Verlierer der Entwicklung in Afghanistan sind. Die Versprechen der Taliban sind nicht verlässlich. Viele Frauen haben für die Nato-Kräfte gearbeitet und Verantwortung übernommen. Viele Frauen positionieren sich eindeutig und kämpfen für Frauenrechte. Ihr Leben ist unmittelbar bedroht.

Wir haben Angst um das Leben dieser Frauen.
Wir haben große Sorge um die Rechte der Frauen.
Wir erklären uns solidarisch mit ihnen und erwarten von Ihnen, die Frauen in Afghanistan nicht allein zu lassen.

Daher fordern wir Sie auf:
- Holen Sie die Frauen mit an den Verhandlungstisch. Wenn es schon keine andere Möglichkeit gibt, als mit den Taliban zu verhandeln, müssen die Frauen vor Ort daran beteiligt werden. Eine politische Teilhabe von Frauen – auch in einer breit aufgestellten Regierung – ist unabdingbar.
- Geben Sie den bedrohten Frauen und Frauenrechtler*innen Schutz. Sie und ihre Angehörigen müssen als besonders schutzbedürftige Personen eingestuft werden.
- Frauenrechte sind Menschenrechte. Die von den Frauen geforderten Rechte auf Bildung und Arbeit – auch in politischen Ämtern – sind nicht verhandelbar. Es ist zwingend notwendig, dass Sie Frauenrechte und die Beteiligung von Frauen zur Grundbedingung für Gespräche mit den Taliban machen.

Ohne Grund- und Menschenrechte für Frauen gibt es keinen Frieden und keine Zukunft.
Sie haben sich für die Umsetzung der Agenda „Frauen, Frieden, Sicherheit“ des UN-Sicherheitsrates eingesetzt.
Wir nehmen Sie beim Wort. Zeigen Sie, wie wichtig Ihnen die Rechte der Frauen sind und beteiligen Sie diese an allen weiteren Prozessen.

Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands – kfd – ist ein großer, bundesweit und international aktiver Frauenverband. Der kfd-Diözesanverband Münster ist mit rund 90.000 Frauen der größte Frauenverband im Bistum Münster. Wir setzen uns ein für die Rechte von Frauen in Kirche und Gesellschaft.

Mit freundlichen Grüßen

Judith Everding (Vorstandsvorsitzende)
Beatrix Bottermann (stellvertr. Vorstandsvorsitzende)
Jutta Lutterbey (stellvertr. Vorstandsvorsitzende)

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